Veranstaltungsort
Am Kupfergraben 1, 10178 Berlin
Antonio Canova (1757 in Possagno – 1822 in Venedig) gilt als bedeutendster Bildhauer des italienischen Neoklassizismus und hatte eine jahrzehntelange Passion für den Tanz. Die Ausstellung im Bode-Museum widmet sich dem Lieblingsthema des Bildhauers – von der Skizze über Malereien bis hin zum fertigen Marmor – und führt erstmals einige der Hauptwerke des Meisters zusammen.
Der mit Canova befreundete Bildhauer Antonio D’Este berichtet in seinen Memoiren, dass die beiden in jungen Jahren an den Festtagen manchmal gemeinsam in der bergigen Umgebung Roms oder in Trastevere Spaziergänge machten, „um die Mädchen aus dem Volk tanzen zu sehen; ein Tanz, der ihm (Canova) in der Unschuld dieser Tänzerinnen sehr gefiel und aus dem er aus den Betrachtungen zu den natürlichen Bewegungen dieser Mädchen immer eine Lehre zog, zum Vorteil seiner Kunst.“
Mit zahlreichen Zeichnungen verschaffte sich Canova ein breit gefächer- tes gestalterisches Fundament für seine Temperamalereien, Gemälde und Marmorskulpturen, die im letzten Jahrzehnt des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Als Höhepunkt seiner Beschäftigung mit dem Tanz können seine drei etwa lebensgroßen Tänzerinnen angesehen werden: Die im Auftrag von Joséphine de Beauharnais – der ersten Gattin Napoleons – entstandene Tänzerin mit den Händen in den Hüften, die 1815 in die Eremitage nach St. Petersburg gelangte, die Tänzerin mit dem Finger am Kinn, deren Modell im Museo Canova aufbewahrt wird, und die 1809-12 im Auftrag des Grafen Andreas K. Razumovsky, den russischen Botschafter in Wien, entstandene Tänzerin mit Zimbeln, die sich im Bestand der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin befindet. In der Ausstellung sind diese drei Kompositionen zum ersten Mal zusammen vereint zu sehen.
Die drei Tänzerinnen verkörpern Canovas Ideal weiblicher Anmut. Canovas Passion für den Tanz und dessen Vorliebe für die Gestaltung scheinbar schwereloser menschlicher Körper zeigt sich bereits in der 1796 entstandenen Hebe der Nationalgalerie, die 1825 von König Friedrich Wilhelm III. für die Berliner Museen erworben wurde. Canovas eigenen Worten zufolge ließ er sich dabei von Werken der antiken Kunst, Malereien auf griechischen Vasen und Fresken aus Herculaneum, inspirieren. Für die Gestaltung des Marmors waren auch antike Bildwerke wie die Tanzende Mänade der Berliner Antikensammlung anregend, die Canova in der Subtilität und Sensibilität seiner Oberflächenbearbeitung zu übertreffen vermochte. Letzteres wurde von seinen Zeitgenossen voller Anerkennung und Bewunderung bemerkt.